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Interview: Wir sind STIMULATE mit Philipp Berg

Interviewter: PD Dr.-Ing. habil. Philipp Berg

Stelle: Research Group Leader “Computational Medicine - Medical Flows”

Interviewerin: Paula Sachs

Datum: 28.11.2022

Interview:

Hallo Philipp, vielen Dank, dass du dir heute Zeit für dieses Interview nimmst. Bevor wir besprechen, was du am Forschungscampus STIMULATE machst und wie es dazu kam, dass du hier eine Stelle angenommen hast, möchten die Leser:innen von dir erfahren, wer du bist und was du studiert hast.

Antwort: Sehr gerne! Ich bin tatsächlich ein „Magdeburger Kind“, wurde hier 1985 geboren und durchlief alle Ausbildungsstationen in unserer schönen Stadt! Als ich 2005 mein Abitur an einem mathematisch-naturwissenschaftlich-technisch geprägtem Gymnasium absolvierte, hatte ich keine konkrete Vorstellung von meiner beruflichen Zukunft. Darum habe ich mich für einen zulassungsfreien technischen Studiengang entschieden, der mir möglichst viel Spielraum hinsichtlich der mir zu diesem Zeitpunkt noch unbekannten Vertiefung gab – es wurde Maschinenbau.

Während deines Diplomstudiums warst du zwischen 2008 und 2009 für einige Monate in Kanada für ein Praktikum. Verrate uns bitte, was du dort gemacht hast und was du mit dieser Zeit verbindest.

Antwort: Genau, ich bin zwar auf der einen Seite heimatverbunden, gleichzeitig aber sehr glücklich über die Möglichkeit des nahezu grenzenlosen Reisens. Ich hatte immer mit dem Gedanken gespielt, im Studium einen Auslandsaufenthalt einzubauen, dass es dann die University of Ottawa für ein halbes Jahr geworden ist, war eher Zufall, da ein Professor aus der Werkstofftechnik dorthin gute Verbindungen hatte. Ich bin dann mit einem Kumpel rüber gegangen und auch wenn die fachliche Weiterentwicklung überschaubar war, denke ich doch sehr gerne an die netten Menschen, die krass kalten Wintertage und die unglaublich schönen Landschaften zurück. In jedem Fall war es eine prägende Zeit und eine Art Auftakt für zahlreiche weitere Auslandsaufenthalte.

Danach ging die Reise für dich weiter und du hast eine Stelle am Forschungscampus angetreten. Wie kam es dazu?

Antwort: Zur Promotion wechselte ich an den Lehrstuhl für Strömungsmechanik und Strömungstechnik unter der Leitung von Prof. Thévenin. Dort hatte sich insbesondere Prof. Janiga mit der Simulation des Blutflusses in Gehirnaneurysmen auseinandergesetzt. Dies faszinierte mich sehr und ich fand dies deutlich spannender (und relevanter) als meine Tätigkeiten bei einem großen deutschen Automobilkonzern. Durch unsere Forschung im Bereich der Medizintechnik und insbesondere durch die enge Verknüpfung zur Neuroradiologie des Universitätsklinikums hatten wir die Gelegenheit, seit der ersten Stunde von STIMULATE mit dabei zu sein. Die Erforschung von erkrankten Hirngefäßen mittels bildgestützter Techniken gelingt hier vor Ort in besonderem Maße, da relevante Expertisen sich gegenseitig ideal ergänzen.

Du hast schon verschiedenste Awards erhalten. Welcher dieser Awards erfüllt dich persönlich am meisten mit Stolz und wofür hast du ihn bekommen?

Antwort: Ich freue mich selbstverständlich über jede Wertschätzung der wissenschaftlichen Arbeit, möchte aber betonen, dass diese – insbesondere am Forschungscampus – in der Regel im Team entsteht. Somit sind derartige Auszeichnung immer als Erfolg für mehrere Personen zu sehen. Wenn ich mich allerdings entscheiden müsste, dann war der Promotionspreis in Kombination mit dem „Klaus-Erich-Pollmann-Forschungsförderungspreis“ schon am bedeutendsten, weil kein spezifisches Projekt, sondern das persönliche Wirken über mehrere Jahre ausgezeichnet wurde.

Gibt es eine Sache an deiner Arbeit, die du gerne ändern würdest?

Antwort: Wie in unserer dynamischen Welt nahezu notwendig, gibt es natürlich mehrere Dinge, die eine kontinuierliche Anpassung an die jeweiligen Umstände erfordern. Um ein Beispiel zu nennen, empfinde ich es als herausfordernd, dass kontinuierlich Drittmittelanträge gestellt werden müssen, um den wissenschaftlichen Betrieb erhalten zu können. Der hohe Aufwand und die verhältnismäßig geringen Bewilligungsquoten führen häufig dazu, dass die eigentlichen Themen nicht die Aufmerksamkeit erhalten, wie es wünschenswert wäre.

Wie sehen deine Zukunftspläne für deine berufliche Laufbahn aus?

Antwort: Nach der Promotion steht man in der Regel an einem Scheideweg. Ich habe mich für eine akademische Laufbahn und gegen eine Karriere in der Industrie entschieden. Nach der Habilitation im vergangenen Jahr habe ich meinerseits die Voraussetzungen für eine Berufung zur Professur geschaffen, allerdings ist der Weg dorthin sehr steinig und verlangt eine hohe persönliche Flexibilität. Gleichzeitig haben wir am Forschungscampus durch unsere neue Transfer-Initiative „transPORT“ wunderbare Voraussetzungen, um die Medizintechnik am Standort langfristig weiterzuentwickeln. Es gibt also vielfältige Optionen.

Und zum Abschluss: Was würdest du den Studierenden heute mit auf den Weg geben?

Antwort: Nach nun bereits 17 Jahren an der Uni Magdeburg inklusive zahlreicher Einblicke in die unterschiedlichsten Lehrstühle und Forschungsaktivitäten kann ich versichern, dass für jede:n etwas dabei ist. Es ist aus meiner Sicht wichtig, sich davon zu lösen, was vermeintlich außen draufsteht und welche Erwartungshaltung damit verbunden wird. Gerade am Forschungscampus wird deutlich, dass motivierte Menschen aus unterschiedlichsten Disziplinen gemeinsam wirken und dabei gegenseitig ihren Horizont erweitern. Diese Offenheit empfehle ich, gepaart mit dem richtigen Maß an Selbstbewusstsein, Teamfähigkeit, Ehrgeiz und fachlichem Verständnis.

Vielen Dank für deine Zeit, Philipp!