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Interview „Wir sind STIMULATE“ mit Mareen Allgaier

Interviewte: Mareen Allgaier

Stelle: Doktorandin
Interviewerin: Lea Nickel
Datum: 09.08.2023

Hallo Mareen, vielen Dank, dass du dir Zeit für das Interview genommen hast. Es ist Mitte der Woche – woran forschst du hier bei STIMULATE und worauf liegt diese Woche dein Fokus?

Antwort: Ich entwickle Virtual-Reality-Trainingsanwendungen für angehende Chirurg:innen. Dabei konzentriere ich mich auf spezifische Eingriffe, die man sonst nur direkt an Patient:innen üben kann. Nachdem ich Trainingsanwendungen für intraoperativen Leberultraschall etabliert habe, forsche ich nun im Bereich Gamification, um das Training motivierender und erfolgreicher zu gestalten. In den letzten Wochen arbeitete ich deswegen an einer Studie, in der ich unterschiedliche Spielelemente hinsichtlich ihrer motivierenden Wirkung untersuche.

Worin bestehen die Grenzen einer VR-Anwendung und wie versucht man diese zu erweitern?

Antwort: In meinem Bereich ist die größte Limitation die fehlende Haptik. Bei einer echten OP oder beim Kadavertraining spürt man, wie sich das Gewebe verformt oder ob man mit dem medizinischen Instrument an einen Knochen oder ein Gefäß stößt. Auch wenn es einige Entwicklungen gibt, ist es schwer möglich, die Haptik wirklich realistisch zu simulieren. Ich habe mich in meiner Forschung dafür entschieden, die Haptik zu abstrahieren, damit man im Training kein falsches Verständnis davon erlernt. Es geht nicht darum, andere Trainingsmethoden zu ersetzen, sondern sie durch die Vorteile des zusätzlichen VR-Trainings zu ergänzen. Ich fokussiere mich auf das, was VR zu bieten hat: zusätzliche Visualisierungen, Trial-and-Error und die Möglichkeit, spezifische mentale, motorische und strategische Fähigkeiten vorab zu erlernen sowie ein besseres Verständnis über den Vorgang zu erlangen.  

Wie läuft die Zusammenarbeit mit Chirurg:innen? Gibt es die Möglichkeit, dass du bei Operationen hospitieren kannst, um diese dann virtuell nachzuempfinden?

Antwort: Bei allen Projekten hatte ich wichtige Kooperationspartner, ohne die geht es nicht. Idealerweise gibt es während der Entwicklung regen Austausch. Es werden Zwischenstände gezeigt und gemeinsam Entscheidungen getroffen. Im Rahmen meiner Kooperation mit den Ärzt:innen im Bereich der Leberchirurgie durfte ich während einer Operation bei einem Leberultraschall dabei sein. Das war sehr spannend und hat bei der Entwicklung sehr geholfen.

Du hast Computervisualistik im Bachelor und Informatik im Master studiert, wie bist du zu STIMULATE gekommen und inwieweit kannst du deine erlangte Expertise aus dem Studium einsetzten?

Antwort: Bereits in meinem Bachelorstudium lag der Fokus auf dem medizinischen Bereich. Viele Anwendungsbeispiele für Visualisierungen sowie Bildverarbeitung hatten einen medizinischen Kontext. Das fand ich damals schon spannend und habe mich im dritten Semester auch für den medizinischen Anwendungsbereich entschieden. Im Master hatte ich Projekte bei Prof. Dr. Sylvia Saalfeld und habe dann auch meine Masterarbeit bei ihr geschrieben und bin ich so bei STIMULATE gelandet.

Du bist schon sehr fortgeschritten im Prozess deiner Promotion, was sind die wichtigsten Dinge, die du in dieser Zeit erlernt hast?

Antwort: Zum einen wurde meinen Fähigkeiten zum eigenständigen Arbeiten und zur Übernahme von Verantwortung erweitert. Im Kontext meiner Forschungstätigkeit habe ich gelernt, Forschungslücken zu identifizieren und daraufhin sorgfältig zu entscheiden, welche Schwerpunkte ich setzen möchte. Manchmal muss man auch „Nein“ zu sich selbst sagen können. Man bekommt super viel Input und es gibt so viele Bereiche, die man erforschen könnte. Hier ist fokussiertes Arbeiten gefragt.

Danke Mareen für deine Zeit und die Einblicke in deinen Forschungsalltag!

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